Ich bin ein Morgenmensch.
Die Stunden, gerade im Winter, in denen der Nebel noch über den Dächern liegt, sind für mich magisch. Der Tag ist noch nicht verbraucht. Alle Türen stehen offen. Noch nichts konnte mich aus der Ruhe bringen.
Mit dem Abend dann beginnen die Stunden, in denen ich bereue, was ich aufgeschoben habe. In denen ich merke, dass mein System nicht perfekt ist. Manchmal breche ich dann aus. Manchmal, so wie heute, packt mich die Energie, einfach weiter zu machen. Ich unterdrücke das meistens. Wichtigeres steht an. Privatleben. Einkaufen, Wäsche machen, Aufräumen. Ab und an jedoch gebe ich mich der Energie hin. Spiele mir selbst den Workaholic vor. So entstand diese Website. Herzlich willkommen!
Um kurz ein Bild zu zeichnen: In meinem Studio brennt nur die warme Stehlampe. Es ist angenehm warm und ich trage Wollsocken in meinen Hausschuhen. Wenn ich ans Fenster trete sehe ich kleine Regentropfen von vor ein paar Stunden - und die beleuchtete Festung. Ich blicke auf meinen Timer: Seit drei Stunden und einundzwanzig Minuten baue ich an der Website, vorher habe ich ein Video geschnitten. Seit 14:30 bin ich hier, mittlerweile ist es 22:41 - und deshalb bereite mich nun langsam darauf vor, nach Hause zu gehen. Ich werde gleich in die Nasskälte treten und froh sein, denn der Sauerstoff hier drin ist verbraucht. Werde in die 6 einsteigen. Werde stolz zuhause ankommen.
Warum schreibe ich das überhaupt? Nun, ich bin Routinemensch. Manchmal schadet mir das. Die Flexibilität, die dieses Leben als Freiberufler mitbringt nutze ich nicht. Kontrolliere mich zu sehr. Und das ist zu meinem Nachteil, denn manchmal kommen die Schübe an Motivation eben, und manchmal bleiben sie aus. Nach einer schwierigen Phase (ich möchte nicht das D-Wort benutzen) geht es nun wieder von null auf hundert. Das Leben verläuft in Wellen. Am Freitag habe ich nur drei Stunden gearbeitet, heute ca. elf.
Und schon wieder möchte ich einen Plan machen. Wie geht das weiter? Ein paar Tage komplett frei nehmen, dann wieder hustlen? Lieber jeden Tag durchschnittlich viel arbeiten? Nein, ich mache jetzt kein System daraus. Alles zu systematisieren - das ist mein toxic trait. Und Tage wie heute zeigen, dass ich kein System brauche, um produktiv zu sein.
Alles was ich brauche ist Selbstvertrauen in den Stunden, in denen ich mir Freizeit nehme.
In diesem Sinne werde ich morgen Ausschlafen, mit dem Wissen, dass die nächste Spätschicht kommt, sobald ich sie will.
Photo by JC Gellidon via Unsplash.
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